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She’s a lady: Hör auf, mich zu verarschen.

Vorab, lieber H&M, ergeht ein riesiges Dankeschön an dich.

Mit deiner neuen Kampagne erteilst du allen Frauen die Erlaubnis, sich endlich wie echte Ladies fühlen zu dürfen.

Frauen mit Bauchspeck, schwarze Frauen, Businessfrauen, Frauen mit Achselhaaren.

Vor deiner Aktion fühlte ich mich nicht wie eine Lady. Eher wie das Monster aus dem Sumpf.

Oder wie eine Kreatur, die gerade erst von ihrem Glöcknerinnenturm runtergestiegen ist.

das interesse der medien ist geweckt

Viele bejubeln dich. Manche schwärmen davon, dass du die Modeindustrie revolutionierst. Befreiungsschlag der Frauen und so weiter.

Ich habe den Medienrummel rund um deine Kampagne bisher ignoriert. Bei den TV-Spots versucht, wegzuhören. Im Netz weitergescrollt.

Bis heute. Bis du in meinen Facebook-Newsfeed eingedrungen bist. Da konnte ich nicht mehr wegsehen. Dein Spot.

Du lädst mich ein, deine aktuelle Herbstkollektion anzusehen.

Eine Lady schlägt keine Einladung aus. Also folge ich ihr und lande in deinem Online-Shop.

die schweineabteilung

Ich bin eine von denen, die zu klein und dick fürs Schönheitsideal ist. Ich will wissen, was du Frauen wie mir anbietest.

Die „normalen“ Größen gehen immerhin schon bis Größe 46. Wird aber auch gut sein, schließlich passt man bei dir mit Größe 42 nicht mal in 44. Tipp am Rande: schau mal aufs Titelbild.

Nach ewig langer Suche entdecke ich die Übergrößen.

H&M+ Gr. Grössen“ nennt sich diese Rubrik.

Eine Freundin von mir nennt diesen Bereich „Schweineabteilung“. Weil man sich wie ein fettes Schwein fühlt, wenn man dort einkaufen muss.

So wird es auch präsentiert. Zwischen Sportmode und Schwangerschaftsmode sprichwörtlich reingequetscht. Winzig klein, weit unten. Als ob sich die Rubrik ein bisschen für sich selbst schämen würde.

Ich navigiere zur Unterwäsche von H&M+. Im Sortiment hast du sage und schreibe EINE Unterhose in drei Farben. Ich stelle mir vor, wie alle Frauen ab der Kleidergröße 44 die gleiche Unterhose tragen und muss lachen.

Weiter geht es mit EINER Strumpfhose und zwei – Surprise! Surprise! – figurformenden Teilen.

das fazit

Nichts hat sich geändert. Nur deine Marketingstrategie.

Es scheint ja jetzt modern zu sein, den Frauen einzureden, dass man eh auf ihrer Seite ist.

Die Probe aufs Exempel bestehst du nicht.

Denn ein paar wenige Klicks auf deiner Seite beweisen, dass du nicht die Schneid hast, deine Versprechen in die Tat umzusetzen. Oder keinen Bock.

Models über Models.

Einheitsgröße 34 statt Fett.

Glatt rasierte Haut statt Achselhaar.

Fader Haarstyle statt Afro.

Junge Gesichter statt Falten.

Dabei wolltest du doch alle Frauen mit deiner Kampagne ansprechen und in deine Kollektionen stecken.

Mir ist das zu eng.

Ich will kein gesichtsloser Teil deiner Marketing-Zielgruppe sein.

Und übrigens: I am no lady!

 

Du willst dich auch nicht mehr verarschen lassen? Dann ist pipapolitik das Richtige für dich! Alle Beiträge findest du hier

 

 

 

foto: autorin

1 Kommentar zu “She’s a lady: Hör auf, mich zu verarschen.

  1. […] Woche habe ich bei den Damen von Frauenmut und Vann Dann etwas über den neuen Werbespot von H&M gelesen. Ich kannte die aktuelle Kampagne […]

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