Mein Leben war schon immer bunt. Ich absolvierte eine solide kaufmännische Ausbildung an einer berufsbildenden höheren Schule.
Danach studierte ich und begann parallel zu arbeiten.
Ich hatte einen tollen ersten Job in einer coolen Branche, wollte Journalistin werden und studierte deshalb Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Bald bereute ich die Wahl, denn das Studium war theoretisch und hatte mit Journalismus so gut wie nichts am Hut. Ich hätte was „anständiges“ machen sollen, dachte ich. Betriebswirtschaft vielleicht.
Später absolvierte ich mein Studienpraktikum im Marketing bei sehr fairer Bezahlung. Ich entdeckte zu dieser Zeit auch zufällig Facebook und Social Gaming und wurde zur virtuellen Mafiabraut, die von Spielern aus aller Welt um Rat gefragt wurde. Eine geile Zeit, in der ich viel Spaß mit meinen Freundinnen und Freunden hatte und viele neue Leute kennenlernte. (Edo, du könntest dich auch mal wieder melden!)
Durch das Praktikum war ich auch wieder glücklich mit meiner Studienwahl, denn ich merkte, wie sehr mir Marketing und Kommunikation Spaß machten. Rückblickend betrachtet war das Studium eine sehr gute Entscheidung und richtungsweisend für mein Leben, wie ihr auch hier nachlesen könnt.
das erste mal freiheit
Weil ich nicht pendeln wollte, zog ich von zu Hause aus und in meine erste eigene Wohnung, die mein Bruder liebevoll als „Rattenloch“ bezeichnete. Sie lag in einer vielbefahrenen Straße. In der Wohnung unter mir wohnten indische Studenten und so war das ganze Haus von früh bis spät in die Aromen indischer Küche eingehüllt. Das Fenster konnte man zwar aufmachen, dann musste man jedoch den Straßenlärm ertragen. Pest oder Cholera. Man hörte die Klospülung der Nachbarn und im Sommer war es in der Bude heißer als die Lava Mordors.
Aber: Sie war das erste Stück Freiheit! Und um nichts in der Welt hätte ich diese Freiheit gegen den alten Luxus als Berufstochter mit regelmäßigem Essen und mitfreiem Wohnen zurückgetauscht.
Ich wollte nicht abhängig von Menschen sein, auch nicht von denen, die ich liebte. Und ich wollte meine Eltern auch nicht mehr finanziell belasten, auch wenn sie es zu keinem Zeitpunkt so gesehen haben.
Nach dem Praktikum musste ich mir wieder einen Job suchen, damit ich mir die Wohnung weiter finanzieren zu können. Und diesmal war alles nicht mehr so rosig.
Ich lernte eine Mentalität kennen, die in Kärnten noch oft vertreten ist: Nach oben buckeln, nach unten treten. Frei übersetzt: Bei den Vorgesetzten einschleimen und die Untergebenen schlecht behandeln. (Ich lernte auch, dass ein Ingenieurstitel in Österreich mindestens gleich viel wert ist wie ein Doktortitel!)
Ich arbeitete 24 Stunden in der Woche für 540 Euro im Monat. Eine harte Zeit, in der mein gesamtes Erspartes draufging, weil ich ja meine Wohnung finanzieren musste. Man sagt, dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind und mit dem Studium hält es sich genauso, wenn du es dir selbst finanzieren musst oder willst.
Ich weiß heute übrigens selbst nicht mehr, wie ich das alles geschafft habe, ohne dass mein Kontostand jemals ins Minus rutschte. Wahrscheinlich weil mich meine Eltern lehrten, dass Bescheidenheit eine hohe Tugend ist. Die Fähigkeit, meine Bedürfnisse, wenn notwendig, auf ein Minimum zurückzuschrauben, ohne dabei das Gefühl haben, etwas zu vermissen, hat mir einiges Mal den Arsch und mein Glück gerettet.
Ich brauchte wegen der Arbeit länger für mein Studium. Jede/r, der/die in Vollzeit arbeitet und daneben ein Studium schupft, hat meinen Respekt. Gleichzeitig möchte ich den Menschen, die „nur“ studieren und immer total gestresst sind, sagen: Hört auf zu jammern und genießt diese geile Zeit, die niemals wieder kommt.
Ich beendete schließlich mein Studium und arbeitete weiter in meinem Job.
jetzt begann der ernst des lebens
Weg vom unbekümmerten Leben als Studentin hin zum richtigen Berufsleben. Ich wurde auf Vollzeit gestuft. Der Job machte mich unglücklich, weil ich geistig total unterfordert war.
Ich war irgendwie eingefahren und dankbar, überhaupt etwas zu haben. Ich wuchs in dieser Zeit persönlich sehr, weil ich viel las und über mich selbst nachdachte. Und ich merkte, dass mir der Job immer mehr die Luft abschnürte. Gleichzeitig hatte ich aber auch große Existenzängste, da Kärnten nicht gerade ein Jobparadies für Akademiker ist, ich aber auf keinen Fall wegziehen wollte.
Ich machte also so weiter und dachte, ich würde mich schon mal entscheiden. Ich konnte einfach nicht loslassen. Dann wurde ich entschieden. Ich wurde gekündigt. Wegen Überqualifikation.
Was andere vielleicht in ein Tief stürzen lässt, katapultierte mich in ein absolutes Hoch. Schon ein paar Minuten nach der Kündigung überströmten mich Glücksgefühle. Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt habe ich zum ersten Mal geschmeckt, was Freiheit wirklich bedeutet und wie wichtig sie mir ist.
Ich fing ein paar Monate später in einem anderen, höher qualifizierten Job an. Es klang anfangs alles sehr gut. Ein eigenes Aufgabengebiet, Gestaltungsspielraum. Doch es entpuppte sich als Job ohne Freiheit und Verantwortung, bei dem man jeden Furz absegnen lassen musste. Ich erfuhr, dass ich die vierte Mitarbeiterin innerhalb von zwei Jahren in dieser Position war.
Ich war beklemmt, wenn ich um 07:05 meine Wohnung und erleichtert, wenn ich um 16:30 das Bürogebäude verließ. Diesmal sollte es nicht so weit kommen, wie beim vorigen Job. Ich hatte Angst, ja. Aber diesmal fiel es mir nicht schwer, loszulassen. Ich kündigte nach einem Jahr, das mir wie Gefängnis mit einem ziemlich brutalen Wärter vorkam. Mit mir schmissen 4 Kolleginnen hin. Bei einem Team von nicht mal 10 Personen hat diese Zahl wohl etwas zu bedeuten.
und da war er wieder: dieser duft von freiheit
Ich war frei, aber auch ein bisschen am Boden. Orientierungslos. Ich wollte arbeiten aber ich brauchte vielmehr eine berufliche Aufgabe, die mich erfüllte. Das ist jetzt fast zwei Jahre her. Wer wissen möchte, wie es danach weiterging und wie ich mich wieder aufrappelte, kann diesen Artikel von mir lesen.
Damals habe ich mir geschworen, es nie mehr so weit kommen zu lassen. Und daran habe ich mich bis heute gehalten.
Ich arbeite heute in Teilzeit in einem fair bezahlten Job, der mich sehr erfüllt. Ich habe ein spannendes Aufgabengebiet und kann mir meine Zeit bis auf Terminarbeiten völlig frei einteilen. Ich genieße es, Teil eines modernen Unternehmens zu sein, in der Menschen geschätzt werden und möchte zum Erfolg beitragen.
Was mein Privatleben betrifft, umgebe ich mich nur noch mit Menschen, die ich liebhabe, die mich inspirieren, die mir auch etwas zurückgeben.
Ich erfülle mir im Moment alle meine Kindheitsträume, denn ich habe neben meiner schönen Arbeit auch noch Zeit, meiner größten Leidenschaft, dem Schreiben, nachzukommen und mich im Tierschutz zu engagieren. Es gedauert, bis mir dieser Job zugefallen ist. Es hat mich viel Reflexion und Geduld gekostet. Aber es hat sich mehr als gelohnt.
ich bin dankbar
Für alle miesen und guten Jobs und Menschen. Weil sie mich alle etwas gelehrt haben. Und mich auf meinen Weg gebracht haben.
Warum erzähle ich dir das alles?
Wie geht es dir gerade? Bis du glücklich mit deinem Leben, vor allem in deinem Beruf?
Ich kenne so viele Menschen, die sich von ihren Lebensumständen, dem Job, anderen Menschen krank machen lassen. Manchmal stressen sie sich dann noch mehr: Sie setzen sich auf Diät, treiben Leistungssport etc. weil sie glauben, sie müssten jetzt umso gesünder sein. Sie führen kaputte oder einengende Beziehungen, damit sie nicht alleine sein müssen. Oder ein unfreiwilliges Singleleben, weil sie glauben, dass sie es nicht wert sind, geliebt zu werden in ihrem Zustand. (Nein, ich brauche noch immer keinen Mann! 😀 )
Doch sie entfernen nicht das eigentliche Übel und denken nicht darüber nach, was sie eigentlich stattdessen wollen.
lass früh genug los!
Das wird sich in psychischen oder körperlichen Krankheiten ausdrücken und vielleicht wirst du auch dann immer damit weitermachen, nur die Symptome zu bekämpfen und schließlich total unglücklich und kraftlos werden oder sterben. So einfach und brutal ist das. Auf deine Handlungen folgt IMMER eine Konsequenz.
Mein oberster Wert ist die Freiheit. Denn nur wenn ich frei bin, bin ich glücklich. Deshalb ist alles, was ich tue, darauf ausgerichtet, mir die Freiheit zu bewahren. Und was für mich die Freiheit ist, kann für dich etwas ganz anderes sein. Wenn ich von flexiblen Arbeitszeiten und einem flexiblen Leben schwärme, heißt das aber auch, dass ich manchmal bis Mitternacht noch Blogartikel schreibe – und vielleicht ist das ja gar nichts für dich, weil du lieber einem geregelten Tagesablauf nachgehst.
Manchmal hast du keine Wahl. Dann musst du ein paar Monate oder sogar Jahre durchbeißen.
Es kann wehtun, Dinge und Menschen loszulassen, die dich unglücklich machen. Vielleicht weil du Existenzängste hast, weil du Menschen liebst, weil du an Jobs festhältst, die dich aussaugen, bis nichts mehr von dir da ist.
Aber wenn du leben willst, wenn du gesund und glücklich sein willst, setze alles daran, das zu tun, was dich glücklich macht. Trotz Angst, trotz Verzicht.
Damit du deinen Prinzipien treu bleiben kannst. Deinem Herzen folgen kannst.Und glücklich wirst.
bild: pixabay/Pexels
Danke für diese wunderbaren Worte.
Ich habe auch schon einige Dinge und Menschen los lassen müssen, weil sie mir die Luft zum Atmen genommen haben. Momentan bin ich noch etwas eingeschränkt weil ich Kinder habe und diese Betreuung brauchen. Der Große muss jetzt dann ins verpflichtende KiGa Jahr. Der kleine soll auch in Betreuung damit ich mich dann endlich auf meinen Job konzentrieren kann. Möchte mich als Kinesiologin selbständig machen. Meine Freiheit liegt darin diesen Beruf auszuüben und was mir am meisten Freiheitagefühl gibt ist, wenn ich mich ins Auto setz und einfach drauf los fahr und mir die Gegend anschau. Das mach ich auch liebendgerne mit meinen Kindern gemeinsam. Die lieben das genau so.
Mir fehlt momentan die Freiheit weil dauernd irgendwer krank ist. Aber mein rettender Gedanke ist „es kann nur mehr besser werden“, weil schlimmer als es jetzt ist kanns nimma werden.
Also les ich quasi deine Worte genau im richtigen Moment. 😉
Liebe Grüße
Danke für DEINE ehrlichen und berührenden Worte. Ich wünsche dir dabei alles Glück dieser Welt, meine Liebe! <3